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AutorenbildSteffi

Philipp - Unser tapferer Angsthund aus Rumänien

Am 7. Januar 2022 wurde unser Rudel um ein weiteres Mitglied reicher: Philipp, unser

Angsthund aus Rumänien, zog bei uns ein. Wie Scottie stammte auch Philipp von derselben Tierschutzorganisation. Als ich sein Bild auf ihrer Website sah, wusste ich sofort, dass er zu uns gehören sollte. Obwohl er als Angsthund beschrieben wurde, hielt mich das nicht ab. Mit über zehn Jahren Hundeerfahrung fühlte ich mich dieser Herausforderung gewachsen, doch musste schon bald erfahren, was es bedeutend einen Angsthund zu haben.

Ein Gespräch mit der Organisation klärte mich darüber auf, dass Philipp sehr sozial, aber auch extrem ängstlich war. Im Shelter ließ er sich nur von einer Person anfassen. Trotzdem war ich entschlossen, ihm ein Zuhause zu geben.


Der große Tag kam, und ich holte Philipp in Nürnberg ab. Die Aufregung war groß, und als der Transporter endlich ankam und die Tür sich öffnete, sah ich ihn sofort. Unsere Blicke trafen sich, und in diesem Moment wusste ich, dass wir es gemeinsam schaffen würden. Die Mitarbeiter legten ihm mein mitgebrachtes Sicherheitsgeschirr an und übergaben ihn mir. Noch spürte ich wenig von seinen Ängsten.



Auf der Heimfahrt war Philipp ruhig und neugierig. Zu Hause angekommen, zeigte sich seine Unsicherheit schnell: Bei jedem Geräusch zuckte er zusammen und lief davon. Er fand kaum Ruhe und war ständig in Bewegung.

Er konnte nicht auf einmal essen, sondern nahm sich immer nur ein Maul voll Futter und rannte dann wieder weg. Glücklicherweise akzeptierte er mich sofort als seine Bezugsperson und suchte stets meine Nähe, was vieles erleichterte.


Philipp brachte durch seine Ängste viel Unruhe in unsere Familie. Bei jedem Geräusch schreckte er auf und lief davon, selbst bei solchen, die er schon oft gehört hatte. Auch beim Gassi gehen war es ähnlich. Zu Beginn konnte ich ihn nur tragen, weil er vor allem flüchten wollte. Ihr könnt euch vorstellen, was das für ein Durcheinander mit drei Leinen war, vor allem mit einem Hund, der ständig kreuz und quer lief und wegrennen wollte. Zum Glück nahmen Noah und Scottie das Ganze mit bemerkenswerter Gelassenheit und Ruhe hin.

Ich musste immer darauf achten, seine Leine nie loszulassen, geschweige denn ihn frei laufen zu lassen. Es war eine große Umstellung und manchmal frustrierend, nie die Hände frei zu haben.

Was sehr geholfen hat, war, dass Philipp mich sofort als Bezugsperson anerkannte und Vertrauen zu mir hatte. Außerdem war seine große Neugierde ein Vorteil, denn sie half ihm, seine Ängste mit der Zeit etwas abzubauen.


Hunden muss man Zeit geben. Manche brauchen mehr Zeit als andere, aber es wird sich immer etwas ändern, wenn man geduldig bleibt. Nach über zwei Jahren ist Philipp immer noch ein Angsthund, doch manche seiner Ängste sind so ein fester Teil seines Charakters, dass sie wohl nie verschwinden werden. Er hat noch immer Angst vor Geräuschen und Türen, aber er reagiert nicht mehr so extrem darauf. Er darf mittlerweile auch frei laufen, da er draußen viel selbstbewusster geworden ist, nicht mehr vor allem Angst hat und wunderbar auf mein Wort hört. Dies durfte er jedoch erst nach etwa eineinhalb Jahren, da ich es ihm lange nicht zugetraut hatte und große Angst davor hatte ihn von der Leine zu lassen.

Mittlerweile läuft Philipp auf Freilaufflächen ohne Leine und hört besser aufs Wort als Noah und Scottie. Dennoch muss ich ihn immer im Blick haben – nicht wegen seiner Ängste, sondern seines Jagdtriebs. Er frisst mittlerweile ohne Pausen, hat diese Unruhe abgelegt und kann zu Hause komplett entspannen. Aber es war ein langer Weg bis dahin.


Ein Angsthund ist eine große Herausforderung und vor allem eine große Verantwortung. Man muss ständig achtsam sein, viel Geduld haben und starke Nerven beweisen. Man muss die Ängste akzeptieren und darf eine Veränderung nicht erzwingen. Die Veränderung wird im richtigen Umfeld, mit der notwendigen Geduld und Vertrauen kommen, nur braucht es eben Zeit. Bei jedem Hund ist das unterschiedlich. Manche Ängste werden auch bleiben. So wird mein Philipp niemals ein tiefenentspannter Hund – er wird immer aufschrecken und flüchten, wenn sich der Vorhang durch den Wind bewegt oder ein Blatt meiner Pflanze abfällt oder die Tür sich bewegt.


Mit einem Angsthund holt man sich Arbeit ins Haus, und das nicht wenig. Darum ist es wichtig, dass Angsthunde ausschließlich an Menschen gehen, die bereits jahrelange Hundeerfahrung haben, da das Verständnis für Hunde die Grundlage dafür ist, dass sich der Hund in die richtige Richtung entwickeln kann und man durch seine Erfahrung die notwendige Ruhe vermittelt, die der Angsthund braucht. Das Verständnis für die Bedürfnisse von Hunden ist essenziell, um diese anstrengende Zeit zu bestreiten. Denn: Leben mit einem Angsthund ist anstrengend! Es verlangt einem viel ab, weil man immer aufpassen muss und jeden Tag starke Nerven zeigen muss.



Natürlich wird auch das durch die Zeit weniger anstrengend, da man sich jeden Tag auch mehr an Dige gewöhnt und sie für selbstverständlich erachtet und ihnen weniger Bedeutung zugesteht.

Doch trotz all der Herausforderungen und Strapazen, gibt es nichts Schöneres, als die Fortschritte eines Angsthundes zu sehen. Die kleinen Siege, die für andere vielleicht unbedeutend erscheinen, für uns aber rießige Erfolge sind. Wenn Philipp zum Beispiel das erste Mal entspannt neben mir auf der Couch lag oder das erste Mal wagte, ohne zu zögern, durch eine Tür zu gehen, waren das Momente purer Freude.


Besonders rührend war es zu sehen, wie sich die Beziehung zwischen Philipp und meinen anderen beiden Hunden, Noah und Scottie, entwickelte. Anfangs waren sie geduldig und verständnisvoll, als ob sie spürten, dass Philipp besondere Unterstützung brauchte. Es war wunderschön zu beobachten, wie Philipp langsam auftaute und Vertrauen in sein neues Rudel fand.



Seine Ängste werden nie ganz verschwinden, aber er hat gelernt, mit ihnen zu leben und ihnen zu trotzen. Er hat uns gezeigt, dass selbst die ängstlichsten Seelen Mut fassen können und dass Liebe und Geduld wahre Wunder bewirken können.


Wenn ich auf die Reise mit Philipp zurückblicke, bin ich voller Stolz und Liebe für diesen kleinen Mann. Wir haben gemeinsam so viele Hürden überwunden. Die täglichen Herausforderungen, die uns anfangs manchmal überwältigten, haben uns nur enger zusammengeschweißt. Jede kleine Errungenschaft, wie das erste Mal, als er sich ohne Angst hinlegte oder neugierig an einem fremden Menschen schnupperte, waren Meilensteine, die wir gemeinsam gefeiert haben.

Es ist faszinierend zu beobachten, wie sich Philipp im Laufe der Zeit verändert hat. Seine einst so ausgeprägte Angst vor fremden Menschen ist nicht mehr so dominant. Er hat gelernt, dass nicht jeder Fremde eine Bedrohung darstellt. Jetzt kommt er neugierig auf Besucher zu, schnuppert vorsichtig und entscheidet selbst, ob er bleiben oder sich zurückziehen möchte.

Seine Beziehung zu Noah und Scottie hat sich ebenfalls wundervoll entwickelt. Anfangs waren sie geduldig und verständnisvoll. Sie gaben ihm Raum und Zeit, sich einzuleben, und halfen ihm dabei, sich sicher zu fühlen. Heute sind die drei ein eingespieltes Team, das gemeinsam die Welt erkundet.


Ein besonderer Moment war, als Philipp das erste Mal ohne Leine auf einer Wiese lief. Seine anfängliche Unsicherheit wich einer ungeahnten Freiheit. Er rannte und sprang vor Freude, und dieser Anblick erfüllte mein Herz mit Glück. Es war, als ob er endlich seinen Platz in der Welt gefunden hatte, einen Platz, an dem er sich sicher und geliebt fühlt und wo er so sein kann, wie er ist.

Heute ist Philipp ein glücklicher, neugieriger und mutiger Hund, der seine Ängste zwar nie ganz verlieren wird, aber gelernt hat, mit ihnen zu leben. Er erinnert mich jeden Tag daran, wie wertvoll und stark Liebe und Geduld sein können.


Philipp ist ein Beweis dafür, dass selbst die ängstlichsten Seelen ihre Angst überwinden können, wenn sie die richtige Unterstützung und Liebe bekommen.

Ich werde Euch in zukünftigen Blogbeiträgen noch viehl mehr über Philipp uns seinen Weg erzählen, da das Thema Angsthund mir sehr am Herzen liegt und ich darüber bewusst machen möchte, dass ein Angsthund eine Herausforderung ist - wenn auch eine sehr liebevolle.



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